Einzelhandelspolitik der Stadt Saarbrücken

24.03.2023

Mit Kritik reagiert bunt.Saarbrücken auf den neuen Werbeflyer der Landeshauptstadt Saarbrücken. „Der Flyer offenbart die Scheuklappen der Stadtverwaltung, für die das Einkaufsgebiet kaum über die Bahnhofsstraße und deren Nebenstraßen hinausgeht. Es sind neben der – begrüßenswerten - Suche nach Investoren auch eigene Anstrengungen der Stadt erforderlich, um den Handel zu stärken. Die Besonderheiten im Raum Saarbrücken müssen erkannt und gefördert werden!“, kritisiert Frank Lichtlein, Vorsitzender der Wählervereinigung.
Düsseldorf zum Beispiel wirbt ausdrücklich damit, dass es eine große japanische Kolonie mit authentischer Gastronomie, Bäckereien und anderen Geschäften hat. Saarbrücken kann in der „Breite Straße“ in Malstatt etwas Ähnliches vorweisen. Für die ausländische Community hat diese Einkaufsstraße für die Versorgung mit orientalischen Lebensmitteln und anderen Produkten eine überregionale Bedeutung. Nachdem dort viele deutsche Geschäfte aufgegeben haben, wurden die Versorgungslücken durch zahlreiche - vor allem syrische - Geschäfte geschlossen. Diese Geschäfte erfüllen eine wichtige Funktion für die Versorgung der ausländischen und zunehmend auch der einheimischen Bevölkerung. Inzwischen hat hier eine Entwicklung stattgefunden, die Kaufkraft und Frequenz nach Saarbrücken bringt und nicht nur von der Frequenz anderer Handelskonzepte lebt. Zunehmend werden auch Importe durch im Saarland hergestellte Produkte ersetzt und damit Arbeitsplätze geschaffen und der Gedanke der Regionalvermarktung unterstützt. Unter der Woche findet dort täglich ein orientalischer Markt statt, was in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen und von der Stadt nicht beworben wird. Eine Würdigung der Aufbauleistung des Malstatter Einzelhandels hätte der Stadt gut zu Gesicht gestanden.
Allerdings leiden die Geschäfte in Malstatt unter Verhältnissen, wie sie in den fünfziger Jahren in der Bahnhofsstraße herrschten. Die Lärm- und Schmutzbelastung durch den Autoverkehr muss dringend beseitigt werden. Alle Maßnahmen, die im Bereich des St. Johanner Marktes in den letzten Jahrzehnten dazu geführt haben, dass der Markt zu einem vorzeigbaren Wohnzimmer der Stadt geworden ist, sind geeignet, die Lebens- und Einkaufsqualität auch im Bereich des Malstatter Marktes deutlich zu verbessern. Wichtig ist dabei insbesondere die Einführung von verkehrsberuhigten Bereichen. Der Gastronomie sollten zusätzliche Bewirtung im Außenbereich ermöglicht werden. Auch Begrünung und ansprechende Möblierung könnten die Attraktivität dieses Quartiers steigern.
Die Werbebroschüre richtet sich zwar an auswärtige Investoren, lässt aber befürchten, dass auch in der Tagespolitik der Blick auf die Gesamtstadt fehlt. Moderne Konzepte, die auch andere Stadtteile von Burbach bis Brebach einbeziehen, können eher auch kleinere Investoren anziehen bzw. den bereits ansässigen Unternehmen erweiterte Perspektiven eröffnen. Die kleineren, inhabergeführten Geschäfte können eine größere Vielfalt des Angebotes bewirken als Filialunternehmen, die in Saarbrücken nur das anbieten, was sie auch anderswo anbieten. Die Stadt ist gefordert, hier nicht nur schöne Prospekte aufzulegen, sondern auch selbst aktiv zu werden, um die Rahmenbedingungen für kleine Unternehmen zu verbessern.


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